Schmerzen beim Geschlechtsverkehr – Ursachen und Lösungen

Wenn Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten, fühlen sich viele Frauen hilflos und alleine mit ihrem Problem. Jedoch sind etwa zehn bis zwanzig Prozent der Frauen von Schmerzen beim Eindringen des Penis und/oder im weiteren Verlauf des Geschlechtsverkehrs betroffen. Schmerzen beim Sex und im Spezifischen beim Geschlechtsverkehr, sollte man auf keinen Fall hinnehmen. 

Deswegen ist der erste Schritt, mit seinem*seiner Partner*in über die Schmerzen zu sprechen und nicht still vor sich hinzu leiden. Also nicht das „Es geht noch, ich halt noch solange durch bis die andere Person kommt-Spiel“ spielen, sondern gleich stoppen. Das heißt nicht, dass du den ganzen Sexualakt beenden musst, sondern dass ihr dort weitermacht, wo es für beide noch lustvoll war. 

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr Ursachen

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können sowohl anatomische als auch psychische Ursachen haben.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass Schmerzen chronisch werden, wenn sie erwartet werden. Zum Beispiel kann es sein, dass du beim ersten Mal Geschlechtsverkehr Schmerzen hattest, aber du hast es nicht als bedenklich empfunden, weil der Mythos besteht, dass der erste Geschlechtsverkehr schmerzhaft ist. Aber auch beim zweiten, dritten oder dreißigsten Mal hattest du Schmerzen. Dein Gehirn hat nun den Geschlechtsverkehr automatisch mit Schmerzen verbunden, was dazu führt, dass du weniger Lust darauf hast. Aber durch neue Erfahrungen lernt dein Körper, die Verbindung Geschlechtsverkehr = Schmerzen zu trennen.

Körperliche Ursachen für Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

  • Zu wenig Lubrikation / Feuchtigkeit in der Vagina
  • Entzündungen und Infektionen
  • Hormonelle Veränderungen beispielsweise während der Schwangerschaft oder der Menopause
  • Nach der Geburt – noch nicht verheilte Dammnähte oder Kaiserschnittnähte
  • Angespannter Beckenbodenmuskel
  • Sexuell übertragbare Krankheit
  • akute und chronische Harnwegsinfekte
  • Endometriose
  • anatomische Bedingungen, zum Beispiel durch Fehlbildungen der Geschlechtsorgane oder eine sehr enge Vagina
  • Vulvodynie: Missempfindungen und Schmerzzustände im Bereich der äußeren Geschlechtsorgane einer Frau, oft ohne erkennbare Ursachen
  • Bartholinitis: Entzündung der Bartholin-Drüse, die an der großen Vulvalippe sitzt und für die Befeuchtung der Scheide zuständig ist
  • Verschiedene Erkrankungen wie ein Myom, Eileiterentzündung oder Verklebungen im Bauchraum

Psychische Ursachen für Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

  • Stress, sich unwohl fühlen
  • Psychische Erkrankung wie eine Angststörung, Depression
  • Angst vor einer Schwangerschaft
  • Nach einer traumatischen Geburt
  • Angst vor dem Geschlechtsverkehr oder Intimität
  • Probleme in der Partnerschaft
  • Negative sexuelle Erfahrung
Wenn psychische Ursachen, die Schmerzen auslösen, möchte dir der Schmerz etwas sagen. Vielleicht, dass du mehr auf dich achten sollst oder deine Probleme mit deinem*deiner Partner*in endlich in Angriff nehmen darfst.
Ängste oder ein Trauma solltest du unbedingt mit einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin aufarbeiten.

Zeit nehmen bei der Sexualität und auf Feuchtigkeit achten

Oftmals bleibt im Alltag nicht genügend Zeit für die partnerschaftliche Sexualität, deswegen muss es schnell gehen. Aber vielleicht ist deine Vagina nicht sofort bereit, den Penis aufzunehmen. Es bleibt zu wenig Zeit, um in die volle Erregung zu kommen und genügend Feuchtigkeit für reibungslosen Geschlechtsverkehr zu bilden. Wichtig dabei ist, sich richtig zu entspannen, erregt zu sein und auch wirklich aufnahmebereit zu werden.

Die Zeit, welche eine Frau braucht, um in die volle Erregung zu kommen und genügend Feuchtigkeit produziert ist unterschiedlich. Viele Frauen sind es gewohnt, dass der Penis immer wieder zu früh eindringt, sodass sie nicht wissen, wie lange sie wirklich brauchen würden, um für ihn bereit zu sein.
20 Minuten Sexualität in Form von Petting, Küssen und Kuscheln würden viele Frauen wollen und brauchen, bevor es zum Geschlechtsverkehr kommt.

Jede Frau ist und jede sexuelle Situation ist anders, finde für dich den richtigen Zeitpunkt, wann du mit deiner Vagina etwas aufnehmen möchtest. Das können 5, 20 oder 40 Minuten sein, gib dir selbst die Zeit zu spüren, wann du so weit bist.

Es kann auch sein, dass du sehr erregt bist und trotzdem nicht genug Feuchtigkeit produzierst. Ebenso kann es auch sein, dass du wenig erregt bist, aber sehr feucht bist.

Grundsätzlich sagt deine vaginale Feuchtigkeit nichts über deine subjektiv empfundene Lust aus.

Wenn du nicht genügend Lubrikation produzierst, probiere Gleitgel mit guter Qualität aus, wenn du dir wünscht, Geschlechtsverkehr zu haben.

Grapefruit - Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Wichtig ist es der Vagina genügend Zeit zu geben, um Erregung und Feuchtigkeit zu produzieren. (Foto: Unsplash)

Auf Zyklus und Sexstellung achten

Am Ende des Zyklus, bevor es zur Menstruation kommt, ist auch der weibliche Genitalbereich empfindlicher. Es kann sein, dass nicht alle Stellungen in den verschiedenen Zyklusphasen gleich angenehm sind.

Auch wenn dein Gegenüber mit einem größeren Penis ausgestattet ist, kann es bei manchen Stellungen unangenehm oder schmerz-belastet sein. Stellungen, in welcher der Penis nicht zu tief eindringen kann, sorgen dafür, dass der Penis nicht an den Muttermund stößt.

Gynäkologische Abklärung

Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können viele unterschiedliche medizinische Ursachen haben. Von Infektionen, Pilze über Myome und Hauterkrankungen. Besprich mit deinem*deiner Frauenarzt*Frauenärztin deine Symptome und Schmerzen.

 

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Verkrampfter Beckenbodenmuskel

Du spürst deinen Beckenboden, jedes Mal, wenn du dringend auf die Toilette musst. Denn da spannt sich der Muskel an. Zu wissen, wo dein Beckenbodenmuskel liegt und dass du ihn auch bewusst an- und entspannen kannst, hilft dir auch in der Sexualität.

Es kann zu Schmerzen kommen, wenn deine Vagina noch nicht bereit für Geschlechtsverkehr ist. Die Beckenbodenmuskulatur verkrampft sich und es schmerzt, wenn ein Penis eindringt. Dies kann zu einem Teufelskreis werden. Wenn der Geschlechtsverkehr schmerzhaft war, dann hat man Angst vor dem nächsten Mal, dass es erneut weh tun könnte und die Scheide verkrampft durch die Angst wieder und es kommt erneut zu Schmerzen.

Deswegen ist es im ersten Schritt wichtig offen, mit deinem*deiner Partner*in über die Schmerzen zu sprechen und aufzuhören, wenn es nicht mehr angenehm ist. Im zweiten Schritt helfen dir verschiedene Atem- und Beckenbodenmuskelübungen, deinen Beckenbodenmuskel besser wahrzunehmen.

Dadurch lernst du auch deinen Beckenbodenmuskel beim Eindringen des Penis in deine Vagina zu entspannen, um wieder lustvolle und schmerzlose Sexualität genießen zu können.

Auch kannst du versuchen, Bewegung in dein Becken durch die Beckenschaukel oder Beckenkreisen zu bringen. Durch die Beckenschaukel bringst du allgemein mehr Bewegung in deinen Sex. Dadurch wird dein Geschlecht besser durchblutet, deine Erregung wird mehr werden und deine Vagina feuchter. Wenn du mehr über die Beckenschaukel erfahren willst, schaue bei lilli.ch vorbei.

traurige Frau am Bett
Schmerzen beim Sex können verzweifeln - du kannst aber etwas dagegen tun (Foto: Unsplash)

Nimm eine Sexualberatung in Anspruch

Wenn der*die Frauenärztin keine Auffälligkeiten findet, deine Schmerzen beim Sex weiterhin bestehen bleiben, dann findest du Hilfe bei einer Sexualberatung oder Sexualtherapie. Dabei gibt es verschiedene Konzepte. Das Konzept „Sexocorporel“ erzielt gut Ergebnisse, wenn Dyspareunie, also Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten.

Am Anfang werden dabei deine Grenzen und Kompetenzen in der Sexualität durch gezielte Fragen erarbeitet. Jeder Mensch hat eine eigene Sexualität, welcher einer bestimmten Logik folgt. Wenn man diese versteht, können individuelle Lernschritte und Übungen dafür sorgen, dass die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr aufhören. Durch verschiedene Atem- und Beckenübungen wird die Sexualität weiterentwickelt und verändert. In diesem Konzept wird von einer Einheit des Körpers und Geistes ausgegangen.

Vaginismus

Wenn deine Scheidenmuskulatur so stark und reflexartig verkrampft, dass weder ein Finger, Tampon oder sonst etwas einzuführen ist, spricht man von Vaginismus.

Dabei wird von primärem und sekundärem Vaginismus unterschieden. Der primäre Vaginismus ist dadurch gekennzeichnet, dass der Beckenbodenmuskel reflexartig verkrampft, wenn etwas in die Scheide eingeführt werden möchte. Dadurch ist es unmöglich, einen Tampon einzuführen oder Geschlechtsverkehr zu haben. Ein sekundärer Vaginismus tritt oftmals nach einem einschneidenden negativen Erlebnis, wie beispielsweise einer extrem schmerzhaften Penetration oder Geburt, auf. Viele Folgebeschwerden, wie Kieferprobleme oder Harnwegsinfekte, können dabei auftreten.  Für viele Vaginismus-Betroffene Personen gehören auch Paarkonflikte über die Sexualität zum Alltag. Eine Sexualtherapie kann auch hier gute Ergebnisse erzielen.

Werde aktiv und sieh dir an, wo, wann und wie deine Schmerzen auftreten.

Lass es gynäkologisch abklären und wenn du dich dabei unterstützen lassen möchtest, wieder in eine lustvolle Sexualität zu kommen, nimm eine Sexualberatung oder Sexualtherapie in Anspruch. Werde wieder Herrin über deine Sexualität. Vergiss dabei nicht, dass du auch ohne Geschlechtsverkehr eine lustvolle Sexualität leben kannst.

Lustvolle Grüße Claudia

 

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